Auszug aus einem persönlichen Schreiben von Lt. Col. William Eggleston (UK)
… ich beziehe mich auf unser Gespräch letzte Woche, was nach Ablauf des Pachtvertrages mit Eurem Denkmal in Chania passieren wird. Wir vertraten völlig unterschiedliche Auffassungen. Du meintest, dass es möglich wäre, das Denkmal am heutigen Standort zu erhalten. Wenn dieses von Grund auf renoviert würde, würde es sicherlich viele Touristen anziehen, in Chania würde dies nicht unbemerkt bleiben und die Bürger sowie die Stadtverantwortlichen würden schon aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus das Denkmal somit indirekt schützen.
Einig waren wir nur in dem Punkt, dass das Denkmal in seinem ursprünglichen Charakter erhalten werden sollte. Dies sage ich auch aus der Sicht des ehemaligen Gegners und ich kenne niemanden, der in unserer Armee anders denkt. Wir hatten Krieg geführt miteinander, wir haben die Insel besetzt, Ihr habt die Insel besetzt, aus unserer Sicht (leider) nach uns. Wenn wir heute zurückblicken, hat daraus weder das heutige Deutschland noch mein Großbritannien nachhaltig Vorteile gezogen. Heute sind wir zwei befreundete Staaten und Eure Toten sind auch unsere Toten und umgekehrt. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass Ihr den Krieg verloren habt und es somit für Euch schwerer ist, Euren Toten ein würdiges Andenken zu erhalten. Gerade die Fallschirmjäger, die in die Hölle von Kreta gesprungen sind, hätten dies verdient. Vielleicht mehr als jeder andere. Das haben meine Ausbilder in jungen Jahren, die zum Teil noch persönlich auf Kreta eingesetzt waren, immer wieder betont.
Anders als Du denke ich bzgl. der Rolle, die die kretische Bevölkerung gespielt hat. Die Griechen haben uns zur Stationierung auf der Insel eingeladen, nicht die Kreter. Das ist ein großer Unterschied. Für diese waren wir genauso Besatzer wie Ihr später; sie wollten ihre Freiheit bewahren. Daß sie dabei zu Mitteln wie dem Partisanenkampf gegriffen haben, ist nicht verwunderlich und auch nicht verwerflich. Wenn sie sich heute aber beschweren, dass die Reaktion darauf nicht dem Völkerrecht entsprach und viele Zivilisten das Leben kostete, hätten sie die Konsequenzen des Partisanenkampfes vorher überlegen müssen. Das ist inkonsequent. Aber ich pflichte Dir bei, dass wir zusammen versuchen sollten, die Hand auszustrecken für ein freundschaftliches Miteinander. Die Kommunikation zwischen Menschen ist die beste Prävention gegen zukünftige Kriege. Während Menschen miteinander reden, schießen sie nicht aufeinander.
Allerdings bin ich sehr skeptisch, dass die Kreter diese Hand annehmen und somit das Denkmal dauerhaft Bestand haben kann. Ich würde es mir wünschen und ich bin, wie viele meiner Kammeraden, auch gerne bereit, mich dafür zu engagieren. Denn wenn Menschen ein Denkmal (wie übrigens das in Heraklion) zerstören, zerstören sie ein Teil ihrer Geschichte. Doch dieser können sie nicht entfliehen und sie können sie nicht mehr ändern; es bleibt ihre Geschichte.
Bei so vielen Schlachtfeldern in Europa, die ich besucht und gesehen habe, die meisten aus den Kriegen vor dem II Weltkrieg, habe ich immer überlegt, was kommende Generationen daraus lernen können. Vielleicht sollten sie versuchen, nicht an erster Stelle über militärische Strategien und Taktiken nachzudenken, sondern dem Gedanken anzuhängen, wie Kriege zukünftig verhindert werden können. Das Denkmal auf bei Chania könnte, wenn die einheimische Bevölkerung es zulässt, ein solcher Ort zum Nachdenken sein. Wenn nicht, will sie offenbar (noch) keinen Frieden….
Geb. Aug..1936, gest. Mai.2016
Auszug aus einem persönlichen Schreiben von Lt. Col. William Eggleston (UK)
… ich beziehe mich auf unser Gespräch letzte Woche, was nach Ablauf des Pachtvertrages mit Eurem Denkmal in Chania passieren wird. Wir vertraten völlig unterschiedliche Auffassungen. Du meintest, dass es möglich wäre, das Denkmal am heutigen Standort zu erhalten. Wenn dieses von Grund auf renoviert würde, würde es sicherlich viele Touristen anziehen, in Chania würde dies nicht unbemerkt bleiben und die Bürger sowie die Stadtverantwortlichen würden schon aus wirtschaftlichen Überlegungen heraus das Denkmal somit indirekt schützen.
Einig waren wir nur in dem Punkt, dass das Denkmal in seinem ursprünglichen Charakter erhalten werden sollte. Dies sage ich auch aus der Sicht des ehemaligen Gegners und ich kenne niemanden, der in unserer Armee anders denkt. Wir hatten Krieg geführt miteinander, wir haben die Insel besetzt, Ihr habt die Insel besetzt, aus unserer Sicht (leider) nach uns. Wenn wir heute zurückblicken, hat daraus weder das heutige Deutschland noch mein Großbritannien nachhaltig Vorteile gezogen. Heute sind wir zwei befreundete Staaten und Eure Toten sind auch unsere Toten und umgekehrt. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass Ihr den Krieg verloren habt und es somit für Euch schwerer ist, Euren Toten ein würdiges Andenken zu erhalten. Gerade die Fallschirmjäger, die in die Hölle von Kreta gesprungen sind, hätten dies verdient. Vielleicht mehr als jeder andere. Das haben meine Ausbilder in jungen Jahren, die zum Teil noch persönlich auf Kreta eingesetzt waren, immer wieder betont.
Anders als Du denke ich bzgl. der Rolle, die die kretische Bevölkerung gespielt hat. Die Griechen haben uns zur Stationierung auf der Insel eingeladen, nicht die Kreter. Das ist ein großer Unterschied. Für diese waren wir genauso Besatzer wie Ihr später; sie wollten ihre Freiheit bewahren. Daß sie dabei zu Mitteln wie dem Partisanenkampf gegriffen haben, ist nicht verwunderlich und auch nicht verwerflich. Wenn sie sich heute aber beschweren, dass die Reaktion darauf nicht dem Völkerrecht entsprach und viele Zivilisten das Leben kostete, hätten sie die Konsequenzen des Partisanenkampfes vorher überlegen müssen. Das ist inkonsequent. Aber ich pflichte Dir bei, dass wir zusammen versuchen sollten, die Hand auszustrecken für ein freundschaftliches Miteinander. Die Kommunikation zwischen Menschen ist die beste Prävention gegen zukünftige Kriege. Während Menschen miteinander reden, schießen sie nicht aufeinander.
Allerdings bin ich sehr skeptisch, dass die Kreter diese Hand annehmen und somit das Denkmal dauerhaft Bestand haben kann. Ich würde es mir wünschen und ich bin, wie viele meiner Kammeraden, auch gerne bereit, mich dafür zu engagieren. Denn wenn Menschen ein Denkmal (wie übrigens das in Heraklion) zerstören, zerstören sie ein Teil ihrer Geschichte. Doch dieser können sie nicht entfliehen und sie können sie nicht mehr ändern; es bleibt ihre Geschichte.
Bei so vielen Schlachtfeldern in Europa, die ich besucht und gesehen habe, die meisten aus den Kriegen vor dem II Weltkrieg, habe ich immer überlegt, was kommende Generationen daraus lernen können. Vielleicht sollten sie versuchen, nicht an erster Stelle über militärische Strategien und Taktiken nachzudenken, sondern dem Gedanken anzuhängen, wie Kriege zukünftig verhindert werden können. Das Denkmal auf bei Chania könnte, wenn die einheimische Bevölkerung es zulässt, ein solcher Ort zum Nachdenken sein. Wenn nicht, will sie offenbar (noch) keinen Frieden….
Geb. Aug..1936, gest. Mai.2016